КОНЦЕРТ С НАЦИОНАЛЬНЫМ РОССИЙСКИМ ОРКЕСТРОМ В КЕЛЬНЕ.

9 апреля 2018 г. в 20:00 - 22:00 UTC+02
Дирижер: Mikhail Pletnev
Солист: Lucas Debargue

Mieczyslaw Karlowicz: Serenade, op. 2
Maurice Ravel: Konzert G-Dur für Klavier und Orchester
Maurice Ravel: Suite aus "Daphnis et Chloé"
Alexander Skrjabin: "Prométhée. Le poème du feu", op. 60
Классическое погружение в поэтические глубины

Мастер-концерт в Кельне Плетнева и Дебарга

(Статья о концерте на немецком языке)




Um Tempo-Konventionen schert sich Mikhail Pletnev nicht viel, ganz gleich, ob er am Klavier sitzt oder - wie jüngst - im philharmonischen Meisterkonzert am Pult seines Russian National Orchestra steht. Er ist offenkundig auch nicht der verbreiteten Meinung, dass dem initialen Peitschenknall in Ravels Klavierkonzert G-Dur ein straffer konzertanter Sprint zu folgen habe. Stattdessen schlug er eine gebremste, trittfeste Gangart an, die immerhin den Vorteil hatte, die filigranen Binnenstrukturen der Partitur gut hörbar zu machen.
Wie sah der Solist Lucas Debargue die Sache? Etwas zu kommod schien ihm die Vorgabe schon zu sein, auch im (gleichfalls sehr gemessenen) Finale zog er das Tempo mit jedem Einsatz ein wenig an. Im Grunde lagen die Sichtweisen aber wohl nicht weit auseinander. Der junge Franzose, dessen internationale Karriere mit einem spektakulären Nicht-Sieg beim Moskauer Tschaikowsky-Wettbewerb 2015 begann, ist ja auch alles andere als ein glatter Virtuosentyp.

Schlichte Nachdenklichkeit


Er konnte sich zwar in jedem Moment auf seine bemerkenswert geschmeidige Technik verlassen, überließ aber dennoch nichts den schnellen Fingern, der athletischen Sprungkraft. Selbst in der atemlos treibenden Motorik des Finales war jede Note bewusst und trennscharf gesetzt. Den lyrischen Mittelsatz wiederum spielte er mit einer wunderbar schlichten Nachdenklichkeit, die alle poetischen Tiefen dieser abgründig schönen Musik erschloss. Auch die schwebend-elegant gespielte Fauré-Zugabe nährte den Wunsch, den 27-jährigen Ausnahmepianisten hier bald mal mit einem eigenen Klavierabend zu erleben.
Begonnen hatte das lange Konzert mit der Streicherserenade des polnischen Nachromantikers Mieczyslaw Karlowicz, deren agiler Charme sich in einer weniger üppig besetzten, weniger breit fließenden Darstellung wohl noch besser vermittelt hätte. Weit mehr als eine Ehrenrettung gelang dem Russischen Nationalorchester mit Tschaikowskys dritter Sinfonie, die auf deutschen Podien nur selten zu hören ist.
Pletnev musizierte nicht eilig über Längen und Untiefen der Musik hinweg, nötigte den folkloristisch inspirierten Melodien keine zuspitzende Spannungsdramaturgie auf. Stattdessen entfaltete sich das Stück mit einer gelösten, entspannten Atemfreiheit, die auch den exzellenten Bläsersoli weiten Raum gab. Mit dem Walzer aus Khatchaturians "Maskerade" kehrten die Gäste schwungvoll-pathetisch aus.